Salzburger Nachrichten

Das Porträt eines Mannes, der aufbrach, die Welt das Fürchten zu lehren


11. November 2008 | SN
Josef Winkler: Der Kinoleinwandgeher. Ein Film von Michael Pfeifenberger. Geb., 143 S., Bibliothek der Provinz, Weitra 2008.

„Schreibt Sätze aus meinen Büchern auf die Schleifen meiner Totenkränze, Sätze, die ihr besonders hasst“, notiert Josef Winkler, dessen Schreiben in Variationen um das Sterben kreist. Wie nähert man sich einem Schriftsteller, der sein Kärnten und sein Österreich als Orte der dumpfen Gesinnung zeichnet, wo der Katholizismus Spuren in verstörten Seelen hinterlassen hat, die zu keinem gemäßigten Leben mehr fähig sind?

Winklers Literatur ist eine der Extreme, wie reagiert der Filmemacher Michael Pfeifenberger darauf? Er hat einen Episodenfilm gedreht, der in Klagenfurt und im Drautaler Kamering, wo Winkler aufgewachsen ist, ebenso spielt wie auf den Fischmärkten der indigenen Mexikaner in der Provinz Colima und im Nationalmuseum von Mexiko City: „Zwölf Stationen, die uns vom geheiligten Stall eines kleinen Kärntner Bauernhofes zum Tanz auf dem Vulkan Popoquatepetel führen.“

Das Filmbuch versammelt Bilder, die mit Josef Winklers Lebenswelt in unmittelbarem Zusammenhang stehen, Bilder von Schönheit und Gewalt und von rätselhafter Fremdheit. Dazu diese Winkler-Sätze, die so mächtig im Raum stehen, als wollten sie Bilanz ziehen über das Leben der Menschen. „Außerdem steht mir niemand im Wege“, sagt Winkler über seine Eindrücke vom indischen Varanasi, „alle, die vor mir gestorben sind, habe ich überlebt.“ Gibt es eine Entsprechung des Film noir im dokumentarischen Bereich, dann ist Michael Pfeifenberger solch ein Werk gelungen.   ath

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